Gesund und glücklich mit Wolle und Nadel
Für den ein oder die andere mag diese Assoziation mit Großmutters Lieblingsbeschäftigung erst einmal überraschen, doch auf den zweiten Blick liegt es sprichwörtlich auf der Hand: Stricken und Häkeln, also rhythmische Handarbeit mit dem Garn, haben neben dem schönen Endergebnis –wie etwa dem Pullover, den Socken, der kuscheligen Mütze – viele positive Effekte auf die Gesundheit. Körperlich wie psychisch kann Stricken heilen, das belegen wissenschaftliche Studien – und viele strickende Menschen.
Aktive Meditation
Da Stricken beruhigt und gleichzeitig den Geist stimuliert, wirkt die Tätigkeit mit dem Garn wie Meditation. Die Handarbeit mit der Nadel senkt den Blutdruck und Puls. Für die US-amerikanische Psychaterin Teresa Anderson beispielsweise ist Stricken “aktive Meditation”, eine gleichmäßige Handarbeit, auf die sich die Strickenden konzentrieren.
Sie empfiehlt Stricken und Häkeln ihren Patienten, die an Depressionen und Angststörungen leiden, vor allem nervösen Menschen, denen es schwer fällt, einfach nur still dazusitzen. Stricken wird von Psychologen und auch innerhalb vieler Medienartikel als “das neue Yoga” bezeichnet.
Gut gegen Stress, Ängste, Depressionen
Eine Studie der kanadischen Universität British Columbia mit 38 Frauen, die an Essstörungen litten, bestätigte 2009 die positiven Effekte des Strickens. In 74 Prozent der Fälle linderte Handarbeit die Intensität ihrer Ängste und negativen Gedanken und beruhigte. Stricken hält die Hände beschäftigt und den Geist fokussiert.
Handarbeiten wie Stricken und Häkeln werden sogar in Krankenhäusern, Schulen, selbst Gefängnissen – wie beispielsweise in einer Thüringer Justizvollzugsanstalt oder in einem brasilianischen Gefängnis – als therapeutische Tätigkeit angewendet.
Gerade bei Menschen, die posttraumatische Belastungsstörungen aufweisen, kann Handarbeit bewirken, dass sie zurück ins Leben finden, dass sie trotz ihrer Leiden etwas gestalten können, meint etwa die Biomedizinerin Jenny Whiting der Universität Sidney. So handelt es sich beispielsweise bei den Handarbeiterinnen für Sita Crafts unter anderem um tamilische Frauen aus Teepflückerfamilien in Sri Lanka, die an an ihren Armutserfahrungen, ihrer Unterdrückung, aber auch an ihren tragischen Verlusten während des langjährigen, 2009 beendeten Bürgerkrieges leiden.
Die Beschäftigung mit Wolle schafft Selbstvertrauen
Es ist ein schönes und oft auch schnelles Erfolgserlebnis, ein hochwertiges Einzelstück von Nutzen für den Alltag selbst erschaffen zu haben. Eine stylische Mütze etwa kann in zwei Stunden gehäkelt werden. Man bzw. frau fühlt sich produktiv und kreativ.
Alzheimer und Demenz vorbeugend
Bekannt und in der medizinischen Forschung belegt sind die positiven Effekte von kognitiven Tätigkeiten auf das alternde Gehirn. Beschäftigungstherapeuten raten zu Lesen, Gesellschaftsspielen oder Handarbeiten. Aber auch als Vorsorge bei jüngeren Menschen tut Stricken dem Kopf gut – es trainiert das Erinnerungsvermögen.
Denn die filigrane Handarbeit stimuliert die Sinne und mehrere Gehirnareale. 2011 belegte dies etwa eine Studie des Neurologieprofessors Yonas Geda aus Arizona. Er testete 1300 ältere Teilnehmer mit einer leichten kognitiven Schwäche. Die Risiken zu Alzheimer und Demenz gingen zurück, wenn sich die Senioren regelmäßig kognitiv beschäftigten, etwa lasen oder häkelten.
Stricken mildert das Schmerzempfinden
Auch bei Schmerzpatienten kann Meditation in Form von Stricken und Häkeln heilsam wirken, wie Betsan Corkhill, eine englische Schmerztherapeutin, betont. Denn Schmerzen werden im Gehirn verarbeitet.
Heilsame Fingergymnastik
Stricken und Häkeln können ein tolles Work-Out für die Finger sein und hilfreich, um Arthritis vorzubeugen. Die Handarbeit mit der Wolle beansprucht die Fingergelenke, strapaziert sie aber nicht, wie beispielsweise das Tippen an der Tastatur. Beim Stricken und Häkeln werden die Hände kraftvoll und gleichzeitig sanft trainiert und die Finger durchblutet, meint der New Yorker Handchirurg Arron Barron.
Zusammen mit seiner Frau Carrie, die Psychiaterin ist, hat er 2012 das Buch “The Creativity Cure: Building Happiness With Your Own Two Hands” (leider bisher nur auf Englisch) herausgebracht. Darin stellen sie wissenschaftliche Erkenntnisse mit ihren eigenen beruflichen und persönlichen Erfahrungen über die Handarbeit heraus und empfehlen die Art von Beschäftigung als Heilmittel für Körper und Geist.
Nach Arron Barron kann durch Stricken Arthritis, also Gelenkentzündungen, vorbeugt werden, von dem vorwiegend Frauen ab 50 betroffen sind. Wie das Gehirn müssten auch die Gelenke und die Knorpel an den Fingern regelmäßig benutzt werden, um nicht “einzurosten”.
Damit sie der körperlichen Gesundheit nutzt, zählt bei der Garnarbeit die richtige Anwendung: die Sitzposition immer wieder mal wechseln, Pausen einlegen, um die Finger nicht zu verkrampfen und gelegentlich nach hinten lehnen um die Bandscheiben zu entlasten. Bei schon vorhandener Arthritis sollten nach Barron die Finger zuvor mit warmem Wasser aufgewärmt und Nadeln verwendet werden, wie etwa aus Bambus, die wärmer auf der Hand liegen als Metallstricknadeln.
Gemeinsames Stricken macht Spaß
Zudem hat das gemeinsame Klimpern mit den Nadeln positive soziale Effekte. Unsere Handarbeiterinnen treffen sich regelmäßig, um sich über ihre Arbeit und ihre Ideen auszutauschen und auch um gemeinsam zu stricken, zu häkeln. Das stärkt den Zusammenhalt, das Selbstvertrauen und die Kreativität der Frauen – und bringt einzigartige, mit Liebe gemachte Produkte für Sita Crafts hervor.
Kein Wunder also, dass sich Stricken und Häkeln seit ein paar Jahren vom altbackenen Muff gelöst haben und voll im Trend liegen!